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Soweit ist alles ganz normal. Aber da gibt es doch eine Besonderheit. Jurek leidet an spinaler Muskelatrophie und kann daher nur im Rollstuhl sitzen. Und der Kindergarten ist keine integrative Einrichtung, d.h. personell nicht entsprechend ausgestattet. Jurek hat daher immer einen Integrationshelfer dabei, hält körperlich nicht so lange durch und muss sich ab und zu ausruhen.
Für die Kinder in seiner Gruppe war es eine neue Erfahrung, einen Freund zu haben, der nicht an Allem gleichermaßen teilhaben und nicht ausgelassen herumtoben kann. In einem 10-stündigen Förderprojekt, durchgeführt durch Heike Kirchner von der Känguru-Frühförderstelle, ging es um die optimale Integration Jureks in seine Kindergartengruppe.
Heike Kirchner besuchte einmal wöchentlich die Gruppe
mit dem Lernkoffer »Barrierefreiheit spielend lernen«.
Dieser wurde vom Behindertenverbandes Leipzig e. V entwickelt.
Der Koffer enthält verschiedene große Handpuppen, die ganz unterschiedliche Beeinträchtigungen haben. Die Kinder lernten anhand der Objekte aus dem Koffer wie es z. B. ist, im Rollstuhl zu sitzen oder auch wie es sich anfühlt, nichts zu sehen und auf den Tastsinn angewiesen zu sein und vieles andere mehr. Sie übten einige wichtige GUK-Gebärden und erfuhren, dass man sich damit tatsächlich sehr gut verständigen kann.
Sie lernten also, dass es ganz normal ist, nicht »normal« zu sein. Somit wurde in den Förderstunden nicht nur die Integration Jureks in seine Gruppe unterstützt, es wurde auch die Empathie-Fähigkeit der Kinder gefördert.
Marika Günther, Mitarbeiterin im Projekt Unterstütze Kommunikation und Ansprechpartnerin des Selbsthilfe-Netzwerkes, wurde zur Gestaltung dieser Abschluss-Stunde eingeladen.
Sie ist eine junge Frau, die in frühester Kindheit einen Unfall erlitt und daher selbst mit vielen Einschränkungen leben muss. Sie verständigt sich durch eine Kommunikationshilfe mit Augensteuerung und hat zusammen mit ihrer Kommunikationsassistentin Andrea Scherr, ebenfalls Mitarbeiterin im Projekt Unterstützte Kommunikation, die Stunde gestaltet.
Es war beeindruckend, welch großes Interesse die Kinder zeigten, wie aufmerksam und neugierig sie die Stunde verfolgten und vor allem, wie unbefangen sie mit Marika Günther kommunizierten.
Uta Börner
IFB-Stiftung
Fundraising und PR Leipzig
www.kaenguru-leipzig.de
uta.boerner@ifb-stiftung.de
www.ifb-stiftung.de
Das Förderprojekt zeigte ganz klar, wie gut die Integration/ Inklusion von Menschen mit Behinderungen funktionieren kann, wenn Kinder zeitig genug den ganz normalen Umgang mit ihnen erfahren.
Kinder lernen ohne Scheu auf Menschen mit Beeinträchtigungen zuzugehen. Ein vollkommen normaler Umgang miteinander wird so auf den Weg gebracht.